München (hw) – Die Verspätungsproblematik hat in München zu weitreichenden Konsequenzen geführt. „Wir arbeiten zwar mit Hochdruck daran, die Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr zu beseitigen. Doch mittelfristig lässt sich das nur in kleinen Schritten lösen. Leider stellt dies nicht nur eine erhebliche Belastung für unsere Fahrgäste sondern auch für die finanzielle Situation unserer Betriebe dar. Die Einsatzzeiten unserer Verkehrsmittel verlängern sich, was zu höheren Betriebskosten führt. Zudem verlieren wir noch einen Teil unserer eher ungeduldigen Kunden. Auch das Verspätungsmanagement verschlingt riesige Ressourcen, wir haben allein 5 Archivare und 2 Stadtplaner einstellen müssen, nur um die Störungshistorie zu dokumentieren.“ Mit diesen Worten eröffnete ein Sprecher des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) die Pressekonferenz zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs in der bayerischen Landeshauptstadt. Aus diesen Gründen sehe man sich gezwungen, noch vor dem nächsten Fahrplanwechsel „unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen“, wie es weiter hieß. Geplant sei als erstes die Abschaffung der Pünktlichkeitsgarantie, die jedes Jahr „erhebliche Löcher in die Kassen reißt“ sowie die Einführung eines Verspätungszuschlages, den auch die Deutsche Bahn schon einmal ins Leben rufen wollte, dieses Vorhaben aber nach Protesten der Kunden stoppte. Für Verspätungen werden künftig ab der 5. Minute 10 ct./Minute fällig. Auch die Sprachregelung wird sich ändern: Statt Verspätungen gibt es mit Inkrafttreten der neuen Regelung „Reisezeit-Boni“. Auf eine Sitzplatzgebühr, wie sie bislang in Berlin und Kassel eingeführt wurde, könne man aber derzeit noch verzichten, darauf sei man „schon ein wenig stolz“. Nach Informationen unserer Zeitung könnte sich dies im Verlaufe des Baus der 2. Stammstrecke noch ändern.
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NN wird in einer losen Reihe über die Hintergründe der Verspätungsproblematik in München berichten. In der ersten Folge werden wir über das eigens für dieses Thema beauftragte Kommunikationsunternehmen informieren.
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